Schulhaus Risiacher, Buchs
Auftraggeber: Einwohnergemeinde Buchs
Planung/Realisierung: Wettbewerb 2018
Auftragsart: Wettbewerb
Aufgabestellung (Wettbewerbsprogramm)
Das bestehende Primarschulhaus Risiacher in Buchs AG mit Baujahr 1968 ist baulich in einem schlechten Zustand und muss dringend saniert werden. Im Rahmen der Schulraumplanung wurde zudem aufgezeigt, dass in nächster Zeit zusätzlicher Schulraum bereitzustellen ist. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde klar, dass eine Sanierung und Erweiterung des bestehenden Schulgebäudes nicht sinnvoll ist. Stattdessen soll am Standort Risiacher ein neues Primarschulhaus mit 16 Abteilungen erstellt werden. Das bestehende Schulhaus und der provisorische Pavillon sind abzubrechen. Die Turnhalle mit Nebenräumen bleibt erhalten. Die Bauarbeiten sollen bei laufendem Schulbetrieb erfolgen. Mit einem selektiven Gesamtleistungswettbewerb soll ein optimales Projekt mit einem verbindlichen Kostenangebot für den Neubau des Schulhauses Risiacher in Buchs gefunden werden, das im vorgegebenen Zeitrahmen realisiert werden kann.
Analyse
Drei Gebäude gruppieren sich um einen zentralen Schulhof und bilden die Schulanlage Risiacher. Im Süden ersteckt sich eine lange zusammenhängende Grünfläche, welche durch die dichte Hecke entlang der Lenzburgerstrasse gefasst wird. An der östlichen Parzellengrenze bildet eine Baumzone einen Filter gegen die angrenzenden Mehrfamilienhäuser. Die Verschärfung des Lärmschutzes auf ESII führt dazu, dass die südliche Grünfläche erst ab einer Distanz von rund 28m von der Hauptstrasse für einen Schulhausbau genutzt werden kann. Soll eine wirtschaftliche Lösung angestrebt werden und betreibt das bestehende Schulhaus bis der Neubau erstellt ist, so entfällt die nordöstliche Parzellenfläche ebenfalls als möglicher Standort für den Neubau.
Städtebauliches Konzept
Diese Aspekte schränken die städtebaulichen Möglichkeiten deutlich ein und es bedarf einer Neuinterpretation des Areales. Der dreigeschossige Neubau wird im bestehenden Schulhof an die nördliche Grenze platziert und schafft damit eine grosszügige grüne Freifläche im Osten, gefasst durch die Hecke an der Lenzburgerstrasse und den Bäumen im Osten. Die Anlage wird in drei unterschiedliche Zonen strukturiert und bildet mit dem mittig gelegenen Neubau eine deutliche Adresse. Die Erschliessung der Schule erfolgt weiterhin über den Rosengartenweg; die bestehenden Zugänge auf das Schulareal von Südosten, Südwesten bleiben bestehen; neu ist der Schulhausplatz direkt ab der Lenzburgerstrasse für Fussgänger erreichbar. Die Anlieferung erfolgt von Westen, seitlich der Turnhalle ins Untergeschoss des Neubaus. Über diese Verbindung ist das Untergeschoss der Turnhalle behindertengerecht an den Neubau angeschlossen.
Architektonisches Konzept / Materialisierung/ Farbkonzept
Die drei Geschosse des Schulhauses werden jeweils um einen zentralen, natürlich belichteten Hallenraum angeordnet. In den Obergeschossen sind die Klassenzimmer und Gruppenräume in übersichtlichen Einheiten zu je vier Zimmer und zwei Gruppeäumen, als zweibündige Anlage angeordnet; die Klassenzimmer sind gegen Osten und Westen ausgerichtet. Im überhohen Erdgeschoss, um das mittige Foyer angeordnet findet sich der Lehrerbereich im Norden, die Werkräume westseitig gegen die Turnhalle; gegen Süden führt der Hallenraum in den mittigen Mehrzweckraum. Der Hallenraum ist einerseits vielseitig nutzbar (Gruppenarbeiten, klassenübergreifende Projekte, Ausstellungen, Arbeitsbereich) andererseits vernetzt er über Durchblicke die Geschosse räumlich miteinander. Über Garderobenbereiche, welche sich vom Hallenraum bis an die Fassade ziehen wird zudem der Bezug nach Aussen ermöglicht. Die Platzierung der erforderlichen zwei Fluchttreppen ausserhalb des Gebäudevolumens ermöglichen eine räumliche und strukturelle Entlastung und Vereinfachung der fassadenseitigen Raumschicht. Das Gebäude ist als dreigeschossiger Holzbau konzipiert. Sämtliche statischen und raumtrennenden Elemente im Erd- und den Obergeschossen sind in Holz gehalten. Das Untergeschoss ist in Massibauweise vorgesehen. Ein Holzskelettbau mit Holz-Beton Verbundecken garantiert eine wirtschaftliche Tragstruktur und grössmögliche Nutzungsflexibilität. Die in den Durchlaufträgern eingenuteten Schalungsbretter für die Betonverrbunddecke ist als Akustikelement ausgebildet und schafft eine angenehme Untersicht. Die Böden sind durchgehend in Naturkautschuk vorgesehen und bilden eine robuste strapazierfähige und pflegeleichte Oberfläche. Über den als Arbeitsflächen ausgebildeten Brüstungen spannen sich raumhohe Fenster auf; sie garantieren eine optimale Versorgung mit Licht und über seitliche Fensterflügel kann bei Bedarf gelüftet werden. Als Sonnenschutz sind Lamellenstoren vorgesehen. Die Fassade ist als hinterlüftete Konstruktion mit einer vorvergrauten Holzverkleidung konstruiert. Durchlaufende Brüstungsbänder mit einer horizontalen Stülpschalung strukturieren des Gebäudekörper. Betonelemente verkleiden das gesamte Erdgeschoss und rhythmisieren mir den raumhohen Fensterelementen das Erdgeschoss und bilden einen dauerhaften Sockel. Materialsierungs- und Farbkonzept haben in diesem Bau einen engen Zusammenhang – der Farb- und Raumeindruck wird bestimmt durch die Präsenz von natürlichen, belassenen Oberflächen – vornehmlich in Holz. Sowohl im Aussen- als auch im Innenbereich schaffen unterschiedliche Holzoberflächen eine angenehme, natürliche und warme Atmosphäre. Die zusätzlich gewählten Farbtöne sind zurückhaltend und unterstützen die rohen Holzoberflächen. Die Rohbaustruktur in Holz, bestehend aus massiven Holzstützen und Durchlaufträgern ist auch gleichzeitig die fertige Oberfläche und soll auch nach Bauabschluss lesbar sein; die Sichtbarkeit der Tragstruktur soll bei Schülern und der Lehrerschaft das Verständnis für ihr Schulhaus näher bringen und gleichzeitig einen angenehme, produktive und kreative Atmosphäre schaffen.
Aussenraumkonzept
Der Aussenraum gliedert sich in Bänder. Eine allgemeine Grünfläche dem Trieschweg entlang, ein Hartplatz beidseitig des neuen Schulhauses gefolgt von der 80 m Tartanbahn. Danach wird der Aussenraum nochmals gefasst von einem Grünraum. Darin liegen die Spielwiese, der Spielplatz, der Erlebnisweg sowie die zwei Aussenraum-Schulzimmer. Die Bänderung wird zudem akzentuiert durch das Grünband, das das Areal quer erschliesst von der Lenzburgerstrasse zum Rosengartenweg. Als Querklammer zu diesen Bändern fasst ein starker Grünraum zur Lenzburgerstrasse die gesamte Schulanlage zusammen und bildet einen psychologischen Lärmschutz. Die Haupterschliessung erfolgt über den Rosengartenweg. Hier sind die geforderten Parkplätze und die gedeckten 150 Veloabstellplätze angebunden. Das Schulareal ist sehr offen zum Rosengartenweg und eher geschlossen zur Lenzburgerstrasse auch wenn das Areal auch von dieser Seite her erschlossen ist. Der gewünschte Erlebnisweg hilft das Schulareal zusätzlich vom Trieschweg und vom Kohlplatzacher her zu erschliessen. Das Amphitheater fasst das Schulgebäude zur Lenzburgerstrasse hin. Mit der Terrainerhöhung entsteht auch ein gewisser Lärmschutz. Damit die Aussenschulzimmer ohne Verkehrsbelästigung genutzt werden können, liegen sie näher beim Rosengartenweg als an der Lenzburgerstrasse. Ein Aussenschulzimmer ist gedeckt und kann kombiniert auch vom Spielplatz her genutzt werden. Der Metall-Seil-Kletterturm und die Seilbahn werden vor der Bauphase demontiert, zwischengelagert und wieder aufgestellt. Der Spielplatz, wie auch die gesamte Umgebung, werden naturnah gestaltet nach den neuesten Erkenntnissen der Spielpädagogik und ökologischer Aussenraumgestaltung. Die Spielwiese wird aber trotzdem als intensiv nutzbaren Sportrasen gebaut.
Statisches Konzept
Auf einem regelmässigen Stützenraster liegen die Hauptträger der Holzrippendecke als Durchlaufträger in Querrichtung. Die Holz-Betonverbunddecke tiert eine kosteneffiziente Überspannung von grossen stützenfreien Schulräumen. Eine massive Akustikplatte, eingenutet zwischen den Holzrippen dient zugleich als Abschalung für den Beton. Der Beton der Verbunddecke wird nachträglich als Ortbeton geschossweise eingebracht und übernimmt die Druckkräfte. Über den Beton werden die horizontalen Kräfte (Wind- und Erdbebenkräfte) in die aussteifenden, exzentrisch und symmetrisch angeordneten Erdbebenscheiben aus Vollholz eingeleitet. Die Holz-Beton Verbunddecke übernimmt somit sowohl statische als auch bauphysikalische Aufgaben, was diese Deckenkonstruktion zu einem äusserst wirtschaftlichen Bauteil macht. Der Stützenraster zeichnet sich in der Fassade ab und ermöglicht grosszügige Fensteröffnungen. Sämtliche Trennwände zwischen den Zimmereinheiten und zwischen Hallenraum und Zimmerschicht sind nichttragend.
Brandschutzkonzept
Das Objekt wird durch die offenen Verbindungen der Geschosse EG bis 2.OG zu einem Atrium Typ A klassifiziert. Die verbundenen Atriums Flächen liegen unter 2'400m2, dadurch entfällt eine Rauch- und Wärmeabzugsanlage mit Leistungsnachweis. Das Objekt wird in eine mittlere Höhe eingestuft und ist für die Nutzung Schule ausgelegt. Durch die offene Verbindungen der Geschosse EG-2.OG, haben wir ein Atrium Typ A mit folgenden Vorgaben:
- Das Objekt wird mit einer Löschanlage geschützt (Vollschutz)
- Das Objekt wird mit einer Brandmeldeanlage ausgerüstet (Vollüberwachung)
- Das Objekt wird mit einer Rauch- und Wärmeabzugsanlage ausgerüstet (LRWA ohne Leistungsnachweis, bei Atriums Fläche < 2'400m2)
- Innerhalb der Nutzungseinheit ist eine Sicherheitsbeleuchtung erforderlich (>30m2)
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