Burghald, Lenzburg

Auftraggeber: Terrial AG, Lenzburg

Planung/Realisierung: Wettbewerb 2019 - 2. Rang

Auftragsart: Direktauftrag

Aufgabenstellung (Wettbewerbsprogramm)

Es sollen attraktive Wohnbauten mit Mietwohnungen als Anlageobjekt entstehen. Die Bauten sollen eine nachhaltige, optimiert Rendite versprechen. Grundsätzlich wird keine Gewerbenutzung gewünscht. Um eine langfristig gute Lösung zu erreichen, ist der ökonomische und ökologische Einsatz der Mittel ebenso ein Thema, wie die der vorhandenen Bausubstanz und dem Stdtbild angemessene architektonische Ausgestaltung, die attraktiv wirkt und somit in Zukunft eine Vollvermietung sicherstellt.

 

Städtebauliche Analyse
Städtebauliche Analyse Nach dem Wegfall des Hausverbotes und verschiedener Sonderrechte wuchs die Stadt Lenzburg im 17. Und 18. Jahrhundert über den eigentlichen Altstadtkern hinaus. Ab 1875 erfolgte eine verstärkte Bautätigkeit als direkte Folge des Baus der Bahn und des Bahnhofes. Neben der Aavorstadt entlang der südöstlichen Zufahrt zur Stadt entstanden Bauten im Westen am Aabach; an der nordöstlichen Zufahrt entstand ein Villenquarter und entlang der Burghaldenstrasse die Bauten südlich der Altstadt. Nördliche der Burghaldenstrasse hat sich eine durchmischte Bebauung mit zum Teil schwierigen räumlichen Bezügen entwickelt. Ein durchlässiges Fusswegnetz führt über Zwischenräume zu Plätzen unterschiedlicher Qualitäten. Die Bauten stehen entweder trauf- oder stirnseitig an der Strasse und definieren den Strassenraum präzise. Südlich der Burghaldenstrasse herrscht eine offene Bauweise bäurischen Urprungs vor. Die bestehenden Bauten Burghaldenstrasse 11, 15 und 19 stehen als Zeile in einem Bezug zum Ziegelackerweg. Sie spannen einen ortsuntypischen keilförmige Restfläche zur Strasse auf und bilden einen städtebaulich problematischen Raum. Die Nutzung dieses Raumes ist nicht eindeutig. Momentan wird er, mangels Alternativen als Einfahrt in die Parkgarage der Neubauten am Ziegelacker und als Parkierungsfläche genutzt. Die offene Erschliessung der Tiefgarage mittels eines Einfahrtsbauwerkes dominiert und ist städtebaulich und räumlich problemtisch. Der bestehende Hinterhof, gebildet durch die Neubauten Ziegelacker 13 und 16 wird südlich durch die bestehenden Bauten traufseitig gefasst. Im Vergleich zur nördlichen und östlichen Begrenzung fehlt es der südlichen Begrenzung an Klarheit ; sie wirkt durch die Satteldächer zu dominant und schlecht proportioniert. Auf Gund der erwähnten städtebaulichen Defizite und der Chance, diese zu beheben, haben wir uns entschlossen ein Konzept zu entwickelt, welches unabhängig der zu studierenden Varianten zu derselben städtebaulichen Lösung führt. Wir verstehen die zu studierenden Varianten als Etappierungsschritte.

 

Städtebauliches Konzept

Die Bauten fassen – wie es nördlich der Burghaldenstrasse üblich ist – den Strassenraum. Der räumliche und funktional schwierige Vorbereich entfällt. Die bestehende Einfahrt in die Tiefgarage wird verlegt; eine diskrete Einfahrt an der südwestlichen Ecke des Perimeters erschliesst die bestehende und erweiterte Tiefgarage. Die im Quartier vorgefundene Durchlässigkeit zwischen den Bauten in die Hinterhöfe soll ergänzt und weitergeführt werden. Anstelle der ehemaligen Abfahrt führt ein attraktiver Weg in den Hinterhof. Der Hinterhof wird räumlich und masstäblich präzise durch eine durchwegs dreigeschossige Fassade gefasst. Der Rücksprung des Attikageschosses ermöglicht eine verbesserte die Belichtung des Hinterhofes. Das Gebäudeensemble von Ziegelacker 13 und 16 wird gegen Süden ergänzt, räumlich und funktional abgeschlossen. Architektonisches Konzept Die geforderten Nutzflächen werden in zwei dreigeschossigen Gebäudekörpern mit je einer Attika organisiert. Als Zweispänner sind die Wohnräume von Haus A gegen Süden gerichtet, die Schlafräume gegen den Hinterhof. In Haus B sind pro Geschoss vier Wohnungen um das zentrale Treppenhaus organisiert. Der Wohn- und Essbereich wird durch eine Loggia als privaten Aussenbereich verbunden. Der Einbezug des Aussenraumes erhöht in der - vorhandenen, dichten Bebauungsstruktur - dessen Qualität als Jahreszeitenzimmer und vergrössert den Wohnungsbereich optisch und funktional. Mittels Schiebeverglasungen kann die Loggia das ganze Jahr adäquat genutzt werden und bezieht den privaten Aussenbereich in die Wohnung mit ein. Beide Bauten stehen zum Strassenraum leicht erhöht und besitzen ein Hochparterre. Die Erschliessung erfolgt – analog jener der Bauten Ziegelacker 13 und 16 über die Hinterhoffläche rollstuhlgängig und führt direkt zu den gegenüberliegenden Eingängen. Die kompakte Lochfassade mit einem Fensterformat verweist auf die bestehenden klassischen Bauten und gliedert sich selbstverständlich in die Strassenfront ein. Die Neubauten sind als Massivkonstruktion konzipiert. Ein Massivmauerwerk (zB. Porotherm T7 von ZZ Wancor) wird als wärmedämmende, tragende Fassade eingesetzt. Die Geschossdecken sind in Beton, mit konventionellen Unterlagsböden angedacht. Die vertikalen Erschliessungen sind in Kernen organisiert und ermöglichen einen effizienten Einbau der Haustechnik. Der mittige Kern trägt zusammen mit der Fassade die Lasten ab und bietet dadurch wirtschaftliche Spannweiten und eine kostengünstige Konstruktion. Alle Wohnungswände und Fassaden liegen übereinander (direkte Lastabtragung). Fenstergewände und ein hochwertiger Putz über sämtliche Fassaden wirken homogenisierend und betonen den städtischen Charakter der Bauten und verweisen über die grosszügigen Loggiaöffnungen auf die Wohnnutzung.

 

Wirtschaftlichkeit

Die Gebäudekörper, die Erschliessungen, Wohnungsgrundrisse und Konstruktionen sind konsequent mit dem Fokus auf die Wirtschaftlichkeit und die Wohnqualität entwickelt worden. Deshalb ist das so:

- Zwei- und Vierspänner garantieren maximale Nutzfläche bei minimaler Ersschliessungsfläche.

- Kompakte Volumen und eine etappierbare Ergänzung.

- Geringe Spannweiten, einfaches statisches System

- Konventionelle, bewährte Bauweise, grosse Zahl von anbietenden Unternehmern

- Einfache technische Detailierung, nachhaltige Konstruktionen

- Einfache, gut möblierbare Wohnungsgrundrisse über Eck mit attrativem integriertem Aussenbereich.

- „Lowtech“ im Haustechnikbereich, individuelles Lüften von Hand möglich

- Ausgeglichenes Raumklima im Sommer und im Winter dank Gebäudemasse (Trägheit)

 

Brandschutz

Der geforderte minimale Gebäudeabstand wird im Bereich zwischen den Bauten unterschritten - der minimale Abstand beträgt 3.20m. Nach Rücksprache mit dem Brandschutzexperten Niklaus Vonder Mühll (VDM Consulting, Zofingen) kann folgende Ersatzmassnahme gertroffen werden: Das Mauerwerk muss REI60 RF1 erfüllen. Einsteinmauerwerke erfüllen ab einer Wanddicke von 30cm REI 180. Somit sind die erhöhten Anforderungen erfüllt und sämtliche Fenster können konventionell zum Öffnen und ohne Brandschutzanforderungen geplant werden.

 

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